Sonntag, 6. Oktober 2013

5.10.2013 (Tag 6)




Ein kleiner Einlauf von Grote am gestrigen Abend machte uns bewusst, dass unsere Blog-Beiträge so trocken wie der namibische Sand sind … doch wir, die „Maulwürfe“, besiegten den Erdboden bereits beim Löchergraben. 

Es wird gebohrt, bis der Balken qualmt.

Auch heute haben wir wieder einmal am Gerüst "Monkeys Bars" gearbeitet und wichtige, grundlegende Vorarbeit geleistet.  Langsam merken wir, wie alles wächst: Die Reifen-Kletterwand nimmt Gestalt an, die Gangway oben auf dem Gerüst und die Rutsche entstehen.

Die erste Wippe ist einbetoniert.
 Wir erlebten einige Rückschläge, als wir heute Morgen bemerkten, dass die Reifen-Fender über Nacht gestohlen wurden. Im Gegensatz zu unserer etwas bestürzten Reaktion, nahm Henk die Situation ganz gelassen hin und freute sich, dass Kinder mit den Reifen spielen -allerdings andere.
Die Schule ist an Samstagen geschlossen, dennoch dürfen die Kinder aus den Townships zum "geschützten und sicheren Spielen" kommen.

Damenrunde zum Thema Make-up


Somit trafen wir einige Mädchen, die uns sehr ergreifende Geschichten berichteten und mit uns spielten. Eine von ihnen trug eine auf uns traditionell wirkende und gleichzeitig pflegende Gesichtsmaske aus roter Gesteinsfarbe. Während sie die Farbe auf Louisas Gesicht auftrugen, erklärten sie uns, dass die Farbe für ein symbolisches Miteinander sorgt. Beide Hautfarben werden hiermit gleichgestellt: Die Dunklen wollen heller werden, die Hellen wollen dunkler werden.


Die Mädchen im Alter von 12-14 erzählten Chiara und Lilli aus ihrem täglichen Leben, was uns alle sehr berührte. Sie gehen auf die staatliche Schule im Township. Zu unserem Erschrecken werden sie dort so stark geschlagen, dass sie sowohl körperliche als auch seelische Schäden davon tragen. Ihre Geschwister starben im Kindesalter und sie berichteten von ihrem durchgängigen Hungern. Das Thema Essen bringt uns in einen großen Zwiespalt. Auf der einen Seite bekommen wir jeden Mittag ein fettes Buffet mit einer Mischung aus Obst, Brot und Gemüse, auf der anderen Seite kämpfen 50 Meter weiter Kinder ums Überleben und treten uns gleichzeitig fröhlich, positiv und offen gegenüber. Wenn am Ende des Arbeitstages etwas Wasser oder Obst übrig bleibt, geben wir es einigen Kindern, was wiederum ungerecht den anderen Kindern gegenüber ist. 
„Die Kinder leben viel mehr im hier und jetzt, planen nicht voraus, da nicht sicher ist, ob sie auch morgen noch gesund sind oder die Nacht überleben.“
Auch im Gespräch mit dem neuen Volontär Joe wurde noch einmal deutlich, dass wir alle sehr überwältigt von der Situation sind, dass wir nicht wirklich viel gegen das Leid der Kinder tun können und dass die Kinder so viel einstecken müssen. Grotes abschließende Worte beim Abendessen: „ Wir können die Welt nicht retten, aber ein bisschen besser machen“.
Gerade durch diese sozialen Konflikte und die Gespräche darüber ist unsere kleine Gruppe näher zusammen gewachsen. Wir bringen uns gegenseitig Sachen bei, spielen abends Karten, gehen nachts spontan in Kleidung baden, Herr Grote stellt uns seine Band vor und wir genießen gemeinsam das selbst gekochte Essen. Heute gab es eine köstliche indische Reispfanne mit Rosinen, Cashew-Kernen, Äpfeln und viel Curry. Gekrönt wurde der Abend mit einem „himmlischen“ Zwiebelpudding, der uns als Erdbeerpudding verkauft wurde, von dem am Ende noch jede Menge übrig war … und er wird Sebastian noch lange in Erinnerung bleiben.
Wir verabschieden uns mit großer Freude auf den morgigen freien Tag,
Zimmer L9: Mona, Julia, Rosanna, Louisa & Vanessa

3 Kommentare:

  1. Viele Grüße an Grote ...... Wir hier im geregelten Deutschland sind ja nicht live dabei, stattdessen sind wir vor Neugier kaum zu bremsen und empfinden jede noch so verstaubte Erzählung als höchst aufregend :-)
    Freuen uns auf die Fortsetzung!
    Gruß aus HH,
    N+A Stolberg

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  2. Na das ist ja mal interresant :) haha ich weiß gar nich was ich so schreiben soll :D na toll trotzdem
    Liebe Grüße aus EF,
    Julia B.

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  3. ...ganz lieben Gruß...auch in dem quirligen New York, in dem wir uns gerade befinden, lesen sich eure Zeilen so spannend, dass diese aufregende Stadt ganz langweilig wird......weiter so!!!!!
    lg Miriam und Amos Schrum

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