Dienstag, 8. Oktober 2013

7.10.2013 (Tag 8)




Geweckt durch Lillis Schrei begann Tag 8 in Gobabis. Nicki und Leon wollten den täglichen Weckruf übernehmen. Normalerweise übernimmt ein Zimmermitglied aus Zimmer L10 jeden Morgen den Weckruf. Dieser kann nach Belieben personifiziert werden z.B. durch Tanz- und/oder Gesangs- und Trommeleinlagen. Nicki, Leon und Moritz hatten jedoch eine andere Idee, uns aus den Laken zu schmeißen. Anstatt uns also sanft und liebevoll von der Traumwelt in die Realität hinüber zu geleiten, packten sie Lilli, das kleinste Mitglied der Truppe, und schleppten sie im Halbschlaf zum Pool. Der Retter in der Not, Herr Grote, bewaffnet mit einem Fotoapparat, stoppte die Jungs, um Lilli vor einem morgendlichen Herzstillstand zu bewahren. (An dieser Stelle schöne Grüße an Lillis Eltern. Sie erfreut sich bester Gesundheit!)
 
Angekommen im Projekt, wurde der morgendliche Schock dadurch verstärkt, dass die Reifen und einige wichtige Kleinteile der von uns angefertigten Wippen fehlten. Dies war für uns frustrierend und demotivierend, da wir immer mit viel Mühe an den Geräten arbeiten und selbst kleine Rückschläge wie diese enttäuschend sind.

 

Nichtsdestotrotz waren wir nach wenigen Stunden Arbeit soweit, die erste von sechs Wippen einzuweihen, und das Lächeln und die Freude der Kinder entschädigten uns für die Strapazen des Morgens. Unsere Konstruktionen würden in Deutschland wahrscheinlich nicht zugelassen werden, sorgten hier jedoch (trotz einiger Stürze) für Freudenschreie.
Nachdem wir auch die Rutsche fertiggestellt hatten, begaben wir uns zur Essensausgabe.


Dort verteilten wir, zusätzlich zu dem täglichen Miellie Pap, „Nimm2-Bonbons“ an jedes Kind. Sie wussten jedoch nicht so recht, was sie mit dem für sie so ungewohnten Gegenstand anfangen sollten; viele nahmen sie samt Papier in den Mund. Chiara verbrachte die nächste halbe Stunde damit, genug Vertrauen aufzubauen, um den Kindern beim Entfernen der bunten Papierchen zu helfen.


Nach der Mittagspause teilten wir uns in drei Gruppen auf, denn Henk hatte für uns Führungen durch das Township „Epako“ organisiert. Allgemein kann man sagen, dass das Township besser organisiert und strukturiert ist, als wir dachten. Es gibt kleine Läden, Bars, Friseure, Autowerkstätten und relativ große Sandwege. Außerdem hat jede Wellblechhütte eine Nummer, welche als Adresse dient, und ein eigenes, eingezäuntes Grundstück, das genügend Platz für allerlei Tiere und kleine Beete bietet. Innerhalb des Townships bemerkten wir verschieden hohe „Ränge“: Einige wenige haben relativ große und gemauerte Häuser und ab und zu sogar eine Garage. Die meisten allerdings schlafen zu siebt auf einer Matratze. Im Winter müssen sie aufgrund der Kälte und der schlechten Isolierung der Wellblechhütten sowie der Teppiche (die als Schlafmöglichkeit dienen) nachts herumlaufen, um nicht zu erfrieren, und tagsüber etwas Schlaf tanken, um den Tag zu überleben.

 


Beeindruckend fanden wir, wie offen, zuvorkommend und höflich die Menschen waren: Wir durften einige Hütten besichtigen, sogar Fotos machen und auf der Straße wurden wir freundlich gegrüßt. Überall, wo wir hinkamen, liefen die Kinder zu uns, einige nur, um uns zu sehen, andere, um zu betteln. Obwohl sie erschreckend wenig haben, geben sie sich viel Mühe mit Einrichtung und Ordnung.

 

Eine unserer Gruppen hat das Patenkind von Herrn Grote besucht. Das Mädchen hat eine eigene Hütte und ihr Zimmer ist ähnlich aufgebaut, wie unsere Zimmer zuhause, nur viel spärlicher. Schminke, Spiegel und für ihre Verhältnisse viele Klamotten waren vorhanden. Mit den aufschluss-reichen und doch etwas bedrückenden Erfahrungen des Nachmittags im Hintergrund genossen wir abends eine leckere Spaghetti Bolognese und zum Nachtisch Eis. Mittlerweile haben wir uns auch mit den holprigen Fahrten ins Projekt am Morgen und Flora und Fauna vor Ort abgefunden… Na gut, das war gelogen: Wir jammern immer noch manchmal über blaue Flecke und angestoßene Köpfe und gestern Abend musste uns der sehr nette Nachtwächter nach 20 Minuten hysterischem Gekreische von der dritten Spinne des Tages befreien, die es sich unter Marlies Bett bequem gemacht hatte. Ob sich das noch ändern wird, bleibt offen.
 Schöne Grüße aus der Goba Lodge von L10 (Lucie, Hannah, Chiara, Lilli und Marlies)

1 Kommentar:

  1. Ihr lieben Afrikaner,
    Danke mal wieder für die herrlichen Nachrichten aus der Wüste. Wir sind wirklich schwer beeindruckt von allem, was Ihr da so schafft und erlebt! Die Wippe sieht echt toll aus......das Feedback der Kinder werdet Ihr wohl nie vergessen!

    Viele Grüße,
    Eure N+A Stolberg

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